Distelfalter

Weltweit gibt es rund 170.000 Schmetterlingsarten. Davon leben ca. 4.000 verschiedenen Arten in Europa. Einer davon ist der Distelfalter.

Der Distelfalter (auch Vanessa cardui genannt) ist ein Tagfalter aus der Familie der Edelfalter.[1] Der Name Distelfalter leitet sich aus der Pflanze ab, deren Blätter die Raupen als Nahrung fressen. 

Inhaltsverzeichnis

Im Folgenden wird die Entwicklung und Eigenschaften des Distelfalters im Detail vorgestellt.

1. Entwicklungszyklus

Der Distelfalter ändert das Aussehen mit fortlaufender Entwicklung grundlegend.

Die vollständige Metamorphose beschreibt die vier Entwicklungsstadien: Ei, Raupe, Puppe und Falter. In der Grafik unten ist die Entwicklung des Distelfalters vom Ei, Raupe Puppe zum Falter dargestellt.

Der Distelfalter, ein hier heimischer Schmetterling, durchläuft während seines Lebens einen Zyklus mit zahlreichen Gestaltwandlungen: 

Aus Eiern entwickeln sich flugunfähige Raupen, die durch intensive Nahrungsaufnahme erheblich wachsen. Dabei wechseln Sie mehrfach die Haut gegen eine Größere. 

Am Ende des Raupenstadiums gehen die Raupen unter Ausbildung einer festen Hülle in einen Zustand über, der äußerlich als Ruhezustand erscheint, die sogenannte Puppe. In der Puppe verändert sich die Gestalt wesentlich: Es bilden sich Flügel. Damit entwickelt sich eine flugfähige Form dem sogenannten Falter.[2][3][4]

Die Falter besitzen Saugrüssel, um flüssige Nahrung aufzunehmen. Je ein weiblicher und ein männlicher Falter paaren sich. Das Weibchen legt daraufhin befruchtete Eier ab. Aus den Eiern schlüpfen winzige Raupen und der beschriebene Kreislauf wiederholt sich erneut.[5] 

Die Geschwindigkeit der Entwicklung ist temperaturabhängig. In einer warmen Umgebung entwickeln sich die Schmetterlinge schneller als in einer kalten Umgebung. Bei konstant 30 °C dauert die volle Entwicklung 34 Tage und bei 18 °C 66 Tage. Bei Temperaturen unter 17 °C fallen die Schmetterlinge in eine Winterruhe. 

In folgender Tabelle wird die Entwicklungsdauer in Abhängigkeit der Temperatur im Detail dargestellt: 

Stadium18 °C24 °C30 °C
Ei7 d5 d3 d
Raupe20 d14 d7 d
Puppe14 d10 d6 d
Falter25 d20 d18 d
Entwicklungsdauer in Abhängigkeit der Temperatur.

Im Folgenden wird die Entwicklung und Biologie der verschiedenen Stadien im Detail vorgestellt.

2. Schmetterlings-Ei

Das Ei ist oval. Die Oberflächenstruktur ist durch auf der Außenseite verlaufende Rillen geprägt. Meistens sind 14 vertikalen Rillen auf einem Ei zu erkennen. 

Die harte und transparente Eischale schimmert nach dem Legen der Eier türkis (s. Foto unten). Mit zunehmender Entwicklung färbt sich das Ei dunkel. Kurz vor dem Schlüpfen der Raupe färbt sich das Ei schwarz. Die wahrgenommenen Farben entsprechen aufgrund der transparenten Eischale der Entwicklung der heranwachsenden Raupe im Ei.  

Das winzige Ei hat einen Durchmesser von 0,6 mm und eine Höhe von 0,7 mm. Das Gewicht beträgt 0,145 mg (das entspricht 0,000145 g). Damit ist das Ei ungefähr so groß und schwer wie ein Sandkorn. 

Nachdem das Schmetterlingsweibchen das Ei abgelegt hat, dauert es 5 Tage (bei konstant 24 °C) bis aus dem Ei eine Raupe schlüpft.

3. Schmetterlings-Raupe

3.1 Futterpflanze

Die Futterpflanze (auch Wirtspflanze genannt) dient der Raupe als Futter. Die Raupe ernährt sich ausschließlich von der Futterpflanze auf der das Ei abgelegt wurde.

Am häufigsten dient der Raupe die Brennnessel und Distel als Futterpflanze. Die Raupe beschränkt sich beim Fressen lediglich auf die Blätter. Bei Disteln werden die Stacheln auf den Blättern nicht gefressen.

Beim Schlüpfen der Raupe aus dem Ei befindet sich die Raupe direkt an der Futterstelle und beginnt zu fressen. 

Während die Raupe wächst, baut sie sich auf dem Blatt eine Behausung. Hierfür spinnt die Raupe Seide um das Blatt. Hierdurch ist die Raupe schwerer zu erkennen und besser geschützt. 

Die Raupe frisst das Blatt nun von innen. Mit der Zeit wechselt die Raupe das Blatt und baut größere Behausungen.

3.2 Entwicklung und Häutung

Die Raupe hat zunächst etwa die gleiche Größe wie das Ei. Innerhalb von 14 Tagen (bei konstant 24 °C) wächst die winzige Raupe zu einer 40 mm langen und 0,5 g schweren Raupe heran. Die Raupe frisst jeden Tag mehr als am Vortag. Dadurch wächst die Raupe exponentiell.

Obwohl die Raupe stark wächst, wächst ihre Haut nicht mit. Aus diesem Grund muss sich die Raupe mehrmals häuten. Das Aussehen der Raupe ändert sich nach jeder Häutung.

Die Raupe häutet sich insgesamt 4 Mal. Durch jede Häutung verdoppelt sich in etwa das Volumen der Raupe. Zur Häutung schwillt die Raupe an. Dadurch platzt die alte Haut und wird durch Muskelbewegung nach hinten weggeschoben und die neue größere Haut tritt hervor. Die alte Haut bleibt nach jeder Häutung zurück. 

Die Entwicklung der Raupe lässt sich in Larvenstadien (L1 bis L5) einteilen. Eine Häutung beschreibt jeweils den Übergang in das nächste Stadium.

3.2.1 Erstes Larvenstadium

Das erste Larvenstadium (L1) entspricht der Jungraupe nach dem Schlüpfen aus dem Ei.

Die Raupe im ersten Stadium hat eine braun-graue Farbe mit relativ langen schwarzen Haaren auf flachen schwarzen Warzen. Der Kopf ist schwarz.

Bei einer konstanten Temperatur von 24 °C befindet sich die Raupe für 2,2 Tage im ersten Raupenstadium.

3.2.2 Zweites Larvenstadium

Die Raupe im zweiten Larvenstadium (L2) sieht ähnlich aus wie die Raupe im Ersten (L1). Die Raupe ist jedoch größer und weist einige hellgelbe Flecken auf.

Bei einer konstanten Temperatur von 24 °C befindet sich die Raupe für 1,9 Tage im zweiten Raupenstadium.

3.2.3 Drittes Larvenstadium

Im dritten Larvenstadium (L3) ist die Raupe schwarz mit dornartigen Warzen auf jedem Segment. Die Warzen auf einem Segment sind entweder hellgelb oder schwarz.

Aus den dornartigen Warzen sprießen kräftige schwarze Haare.

Bei einer konstanten Temperatur von 24 °C befindet sich die Raupe für 2,3 Tage im dritten Raupenstadium.

3.2.4 Viertes Larvenstadium

In dem vierten Larvenstadium sieht die Raupe auf den ersten Blick ähnlich wie im dritten Stadium (L3) aus. Die Raupe ist jedoch größer. Die Warzen und Haare sind weißer. Auf dem Körper verläuft ein klarer orange-gelber Streifen. Vereinzelt sind gelbe Flecken auf dem Körper zu erkennen.

Bei einer konstanten Temperatur von 24 °C befindet sich die Raupe für 2,8 Tage im vierten Raupenstadium.

3.2.5 Fünftes Larvenstadium

Das fünfte Larvenstadium sieht dem Vierten (L4) ähnlich. Die Raupe ist jedoch größer und alle Merkmale sind in Farbe und Form besser definiert und entwickelt.

Die Körperlänge beträgt in diesem Stadium maximal 40 mm. Damit ist die Raupe nun ungefähr so lang wie der kleine Finger.

In dem gesamten Raupenstadium hat die Raupe, um auf ein Endgewicht von 0,5 g (Gewicht kurz vor der Verpuppung) zu kommen insgesamt ca. 6-10 g Futtermasse gefressen.

Kurz vor der Verpuppung häutet sich die Raupe zum letzten Mal.[6]

Bei einer konstanten Temperatur von 24 °C befindet sich die Raupe für 4,8 Tage im fünften Raupenstadium.

3.3 Körperbau

Der Körper der Raupe besteht aus den folgenden Körperteilen (s. auch Foto unten): 

  • Kopf, 
  • 3 St. Brustringe, 
  • 11 St. Hinterleibsringe (der letzte Ring liegt hinten unten), 
  • 3 Paare echte Brustbeine, 
  • 4 Paare unechte Beine (napfartige Bauchhautausstülpungen auch Bauchbeine genannt), 
  • Nachschieber (napfartige Bauchhautausstülpungen), 
  • 9 Paare Atemlöcher,
  • Dornartige Warzen.
  • Hinter jedem Stigma liegt ein reich verzweigtes Atemröhrensystem, welches die Organe mit Sauerstoff versorgt.[7]  
  • Aus den dornartigen Warzen sprießen kräftige schwarze Haare.

3.4 Kriechbewegung

Die Raupe bewegt sich kriechend in einer wellenartigen Bewegung nach vorne. Bei dieser Kriechbewegung staucht und dehnt sich die äußere Hülle des Körpers. Dabei werden die Beine von einem Standort zum nächsten gehoben.

3.5 Spinndrüse

Auf der Unterlippe der Raupe befindet sich auf einem Zapfen die Öffnung der Spinndrüsen. Mit der Spinndrüse wird Seide in Form einer Flüssigkeit produziert. Nach dem Austreten und in Kontakt mit der Luft erstarrt die Seide.

Mit den Spinnfaden und dem Blatt der Futterpflanze baut sich die Raupe häufig eine Einhausung. Die Raupe ist dadurch besser vor Fressfeinden geschützt (mehr hierzu im Kapitel Fressfeinde).

4. Schmetterlings-Puppe

Ist die Raupe erwachsen, beginnt sie mit der Verpuppung, indem sie sich zum letzten Mal häutet. Dazu klettert die Raupe in die Höhe, um sich dort mit dem Hinterleib zu befestigen. Die Raupe hängt sich danach kopfüber und bildet eine J-Position. 

Danach findet die Metamorphose zum Schmetterling statt. Dabei werden die Raupen-Organe abgebaut und zu Falter-Organen umgebildet.[8] Auch die gesamte äußere Gestalt der Tiere ändert sich.

Die Puppe ist fast unbeweglich. Sie kann sich lediglich durch Schwingen des Hinterleibs vor Fressfeinden verteidigen. 

Weil die Puppe ohne ein schützendes Gespinst gebildet wird, ist eine gute Tarnung zum Schutz vor Fressfeinden besonders wichtig. Die Distelfalter-Puppe wirkt wie ein vertrocknetes Blatt. 

Die Puppenphase dauert ca. eine Woche (bei konstant 24 °C). 

Das baldige schlüpfen wird durch die Schwarz- und dann transparente Färbung der Puppe signalisiert. 

Die Puppe wiegt im Mittel 0,51 g.

4.1 Körperbau und Transformation

Die Puppe des Distelfalters gehört zu der Gruppe der Stürzpuppen.

Hierbei verankert sich die Raupe mit dem Widerhaken am Hinterleibende auch Kremaster genannt in eine von der Raupe gesponnenen Befestigung. 

Während der Transformation wird der heranwachsende Schmetterling in der Puppe über Poren, dem sogenannten Stigma mit Sauerstoff versorgt.[7]  

In dem Video unten werden Röntgenaufnahmen von der Entwicklung der Puppe im Inneren gezeigt. Die Entwicklung der Puppen des Distelfalters wurden an jeden Tag aufgenommen und dokumentiert. 

An Tag 15 ist die Form des erwachsenen Schmetterlings gut zu erkennen. Der Kopf und die Augen sind unten. Die Antennen, Rüssel und Beine sind entlang des Magens nach oben geklappt.

Unter der Puppenhülle lassen sich die Körperteile des Schmetterlings erkennen:[9]

  • Vorderflügel,
  • Fühler,
  • Beine,
  • Rüssel und
  • Auge.

4.2 Schlupf

Erreicht die Puppe das Endstadium ihrer Entwicklung, ist sie sichtlich dunkel gefärbt. Kurz vor dem Schlüpfen kann man die Flügelzeichnung durch die transparente Puppenhülle erkennen. Der herausdrängende Schmetterling sprengt die Puppenhülle an der vorgebildeten Risslinie. Die Risslinie befindet sich entlang der Fühler und auf der Außenkante der Flügel.

Danach zieht der Falter den Körper aus der Hülle und klammert sich mit den Beinen außen fest. Nach dem Schlüpfen bleibt die Puppenhülle zurück.

Die Flügel hängen zunächst noch schlaff vom Körper. Die Flügel werden aufgepumpt, indem der Falter Blut in die noch leeren Adern pumpt. Bei diesem Vorgang hängen die Flügel nach unten, wodurch das Aufpumpen der Flügel erleichtert wird. 

Sind die Flügel zur vollen Größe aufgefaltet, haben sie sich gleichzeitig geglättet. Nach der Entfaltung verlieren die Flügeladern ihre Funktion, indem sie ebenfalls mit eintrocknen. 

Während die Flügel trocknen, scheidet der Falter Stoffwechselprodukte der Puppenzeit in Form eines roten Tropfens (Mekonium) aus.

Danach startet der Falter zu seinem ersten Flug. 

5 Distelfalter

Das Durchschnittsalter des Distelfalters beträgt zwei bis drei Wochen. Während seinem recht kurzen Leben bestäubt der Falter Blumen, wandert und paart sich. Die Weibchen legen Eier, aus denen erneut Raupen entstehen.

5.1 Körperbau

Der Distelfalters erreicht eine Körperlänge (ohne Flügel gemessen) von ungefähr 30 mm.

Der Distelfalter wiegt im Durchschnitt 0,192 g. Das Gewicht schwankt zwischen 0,149 und 0,257 g. Das Gewicht des Falters hängt unter anderem von der aufgenommenen Nahrung, der Genetik und dem Geschlecht ab.

Die Körperteile des Distelfalters (s. auch Bild unten):[10]

Auch der Falter atmet über kleine Poren entlang des Körpers.[25]

5.1.1 Kopf

Der Kopf des Distelfalters besteht aus den Fühlern, Augen und dem Mundwerkzeuge mit dem Saugrüssel.

5.1.2 Fühler

Mit den Fühlern kann der Distelfalter riechen, schmecken und Temperaturen wahrnehmen. 

Mit den Fühlern kann der Distelfalter Blumen und Artgenossen aufspüren.

Männchen können durch paarungsbereite Weibchen und deren Duftstoffe diese auf einer Distanz von bis zu 3.000 m wahrnehmen (näheres hierzu im Kapitel Balzverhalten). Die Weibchen erkennen mit Ihren Fühlern geeignete Pflanzen auf denen die Eier abgelegt und für die neu geschlüpften Raupen ernährt werden können (näheres hierzu im Kapitel Futterpflanze).

5.1.3 Augen

Bei den Augen handelt es sich um Facettenaugen. Das bedeutet die Augen bestehen aus vielen kleinen Einzelaugen. Durch die Facetten sehen die Falter pixelig. Dafür besitzen sie ein großes Gesichtsfeld und können somit gut die gesamte Umgebung überwachen. Der Distelfalter kann mit seinen Augen ca. 200 m weit sehen.[11]

5.1.4 Saugrüssel

Der Saugrüssel entwickelt sich nach dem Schlüpfen aus zwei flexible Halbröhrchen, die über Falznähte verbunden sind.[12] Mit dem Saugrüssel kann der Distelfalter nun flüssige Nahrung aufsaugen. Der Distelfalter ernährt sich von Blütennektar, Pflanzensäfte und anderen nährstoffreichen Flüssigkeiten. In Ruhestellung wird der Saugrüssel unter dem Kopf eingerollt.

5.1.5 Brustteil und Beine

Am Brustteil sind die sehr zarten Vorder- und Hinterflügel einzeln aufgehängt, welche die gesamte Gestalt des Falters dominieren.

Unterhalb befinden sich die Beinpaare. Wobei das erste Beinpaar zurückgeblieben ist. Dieses Beinpaar wird als Putzspornen zur Reinigung verwendet. Die restlichen zwei Beinpaare besitzen am letzten Glied Klauen zum Festhalten.  

Mit den Fußspitzen kann der Distelfalter schmecken. Das Distelfalter-Weibchen brauch eine Pflanze nur wenige Sekunden berühren, um zu entscheiden, ob die Pflanze für die Eiablage geeignet ist.

5.1.6 Flügel

Die Flügel sind der eigentliche Bewegungsapparat des Distelfalters. Der Distelfalter besitzt Schuppenflügel.

Die Flügel sind auf der Ober- und Unterseite mit zahlreichen Schuppen bedeckt. Die Schuppen liegen flach und dachziegelartig auf den Flügeln.[13]

Der Distelfalter wird besonders durch seine artspezifischen Schuppenmuster erkannt und erleichtern dem Geschlechtspartner das gegenseitige Auffinden (näheres hierzu im Kapitel Partnerwahl). Die Schuppen sind nicht zum Fliegen notwendig.      

Die Oberseite der Flügel weist eine bunte Zeichnung auf. Der größte Teil der Flügel sind rötlich-orange bis rotbraun. Die Spitzen der Vorderflügel sind schwarz mit weißen Punkten. Die Ränder der Hinterflügel sind mit einer Reihe schwarzer Punkte gekennzeichnet.

Die Unterseite unterscheidet sich stark von der Oberseite. Hier ist eine eher einfache Zeichnung im Grauton zu erkennen. Am Rand des Unterflügels leuchten schillernde Augen.

Mit geschlossenen Flügeln sind die Falter gut getarnt. 

Die Flügelspannweite beträgt im Mittel 6,5 cm.[14] Damit gehört der Distelfalter zu den größten Schmetterlingen in Europa. Die Flügelfläche beträgt 11,4 cm².[15]

Mit zunehmendem Alter verblasst die Farbe der Flügel.

5.1.7 Hinterleib

Am Hinterleib befinden sich die Geschlechtsorgane. Das Männchen trägt einen Klammerapparat, um das Weibchen während der Paarung festzuhalten. Das Weibchen ist mit einer Legeröhre ausgestattet (mehr hierzu im Kapitel Paarung). 

5.2 Flugverhalten

Angetrieben werden die Flügel durch mehrere Muskeln im Brustteil. Die Flügel des Distelfalters schlagen im Flug nicht einfach auf und ab, sondern drehen sich an der Basis, sodass die Flügel einer “8” folgen.[16]

Der Distelfalter kommt im Flug auf 20 Flügelschläge pro Sekunde.[17]

Als wechselwarme Tiere müssen sich die Falter erst aufwärmen, um fliegen zu können. Hierfür nutzt der Distelfalter die Sonne. Durch die große Flügelfläche kann das Aufwärmen auch bei bedecktem Himmel erfolgen.

5.3 Wanderung und Überwinterung

Der Distelfalter ist ein Wanderfalter. Im Jahreszyklus beschreitet der Distelfalter eine Wanderung ähnlich die der Zugvögel. Er reißt im Frühjahr aus den südlichen Ländern in Deutschland ein und vermehrt sich. Seine Nachkommen reisen Ende September in die südlichen Länder zurück.[18] 

Den Winter verbringt der Distelfalter in Nordafrika. Sobald dort die Trockenperiode beginnt und sich die Lebensbedingungen für den Falter rapide verschlechtern (in der Regel Anfang April), fliegt der Distelfalter in den Mittelmeerraum und nach Südeuropa. Bei der Wanderung nach Deutschland überquert der Distelfalter die Alpen. Da der Falter nur bis auf 3.000 Höhenmeter fliegt meidet er die Gipfel der Alpen und priorisiert den Flug über entsprechende Alpenpässe.  

Im gesamten Falter-Leben können bis zu 1.000 km zurückgelegt werden. Je nach Windverhältnisse sind Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h möglich. Der Distelfalter kann bis zu 300 km pro Tag zurücklegen. Zur Orientierung dient die Sonne.[19]

5.4 Balzverhalten, Partnerwahl und Paarung

Die Geschlechtsreife der Falter entwickelt sich für die männlichen und weiblichen Falter 5 bis 7 Tage nach dem Schlüpfen aus der Puppe. 

Bei der Balz wirbt das Männchen mit einen besonderen Flug um das Weibchen. Während des Flugs berühren sich die Partner. Die Paarungswilligkeit wird durch Duftstoffe verstärkt. 

Unter Umständen müssen zwei Männchen um das Weibchen buhlen.  

Bei der Partnerwahl sind neben dem Duft Eigenschaften wie Größe, Farbe und Symmetrie der Flügel entscheidend.   

Bei der Paarung berühren sich die beiden Geschlechtsorgane. Die Paarung dauert wenige Stunden. Während der Paarung befinden sich die Schmetterlinge am Boden. 

Das Weibchen empfängt das Sperma des Männchens und speichert dies im Körper. Das Sperma wird zur Befruchtung der Eier während der Eiablage benötigt. 

Ein männlicher Falter paart sich mit mehrere Weibchen, um so viel Nachkommen wie möglich zu gewährleisten.

5.5 Eiablage

Das Ei wird von dem Schmetterlingsweibchen auf die Blattunterseite der Wirtspflanze (z.B. Brennnesseln und Distelblätter) einzeln abgelegt. Mit dem zusätzlichen Ausscheiden einer klebrigen Substanz wird das Ei auf der Unterlage befestigt. Auf der Blattunterseite ist das Ei gut versteckt und vor Regen geschützt. Dadurch dass sich das Ei direkt auf der Futterpflanze der Raupe befindet ist die Raupe direkt nach dem Schlüpfen mit Futter versorgt (mehr hierzu im Kapitel Futterpflanze).[20] 

Ein Weibchen legt 50 bis 100 Eier ab. 

Nach der Eiablage kümmern sich die Falter nicht weiter um ihren Nachwuchs.

5.6 Bestäubung von Blumen

Zur Aufnahme von Blütennektar fliegt der Distelfalter eine Vielzahl von Blüten an. Die Schmetterlinge sind für die Bestäubung zahlreicher Pflanzen wichtig.

Bei der Aufnahme von Nektar bleiben Pollen am Distelfalter kleben. Beim Anfliegen der nächsten Blume derselben Pflanzenart können die Blütenpollen zur Bestäubung der Blume führen.

Erst nach der Bestäubung können Pflanzen Samen bilden und sich vermehren.

Des Weiteren können durch den langen Saugrüssel einige Pflanzen mit tiefen Blütenkelchen nur von Schmetterlingen bestäubt werden.[21]

6 Sterblichkeitsrate und Fressfeinde

Die Natur ist nicht perfekt. In freier Wildbahn entwickeln sich nur aus 5 % der Eier Schmetterlinge. In einer Zucht und geschützt vor Fressfeinden kann eine viel höhere Überlebensrate von 70 % – 90 % erwartet werden. 

Die natürlichen Fressfeinde sind u. a. Spinnen, Schlupfwespen, Ameisen, Mäuse und Vögel. Aber auch Pflanzenschutzmittel und biologisch unverträglicher Dünger an der Futterpflanze kann die Entwicklung der Raupen negativ beeinträchtigen.

7 Lebensraum

Der Distelfalter kommt je nach Saison in ganz Europa, Nordafrika, Asien, Nordamerika und Australien vor.

Der Lebensraum des Distelfalters ist mit Ausnahmen von Wäldern und kalten Regionen so gut wie überall. Der Distelfalter meidet Regionen mit Temperaturen, die dauerhaft unter 17 °C liegen. Darunter fällt zum Beispiel der Winter in Deutschland und Bergregionen.

Besonders häufig sieht man den Distelfalter an den Futterpflanzen. Da die Brennnessel besonders gerne am Waldrand wächst, ist der Distelfalter dort besonders häufig zu sehen.

8 Menschliche Interaktionen

Der Distelfalter wird zur Zucht für Bildungszwecke in Schulen, Kindergärten und für zu Hause eingesetzt.[22] Lernen Sie den Distelfalter und seine Entwicklung aus nächster Nähe kennen.

Des Weiteren dient das Vorhandensein von Schmetterlingen als Indikator für eine gesunde Umwelt.[23]

Außerdem wird der Distelfalter als Schmetterling mit symbolischem Charakter zum Freilassen für Beerdigungen und Hochzeiten verwendet.[24] Ein entsprechendes Angebot mit weiteren Informationen erhalten Sie bei klick auf den unten aufgeführten Button.

9 Quizfragen

Der wissenschaftliche Name des Distelfalters lautet Vanessa cardui. Auf Englisch wird der Distelfalter Painted Lady genannt.

Ein Schmetterlingsei hat einen Durchmesser von 0,6 mm und eine Höhe von 0,7 mm.

Ein Schmetterlingsei wiegt 0,000145 g.

Je höher die Temperatur, umso schneller läuft die Entwicklung ab.

Das letzte Stadium wird „Falter“ genannt. Ein Falter ist die flugfähige Form des Schmetterlings.

Durchschnittlich beträgt die Körperlänge 30 mm.

Eine Raupe hat 16 Beine:

  • Drei Paare echte Beine und
  • Fünf Paare unechte Beine (auch Prolegs genannt).

Die Prolegs unterscheiden sich von den „echten“ Beinen dadurch, dass sie nicht segmentiert sind und eher wie Saugnäpfe wirken!

Obwohl die Prolegs keine „echten“ Beine sind, nutzen im Wesentlichen die Raupen die Prolegs zur Fortbewegung.

Die Metamorphose beschreibt die gesamte Wandlung vom Ei bis zum voll entwickelten Falter.

Vor dem Schlüpfen des Distelfalters färbt sich die Puppe zunächst dunkel und kurz vor dem Schlüpfen durchsichtig. Bei genauer Betrachtung lassen sich nun die Flügel und andere Körperteile des Distelfalters erkennen.

Der Distelfalter fliegt im Frühjahr von Nordafrika nach Europa. Im Spätjahr fliegt er zum Überwintern zurück nach Nordafrika.

Ab April.

Schmetterlinge haben keine Lunge wie wir. Stattdessen atmen sie durch eine Reihe von kleinen Atemlöchern an den Seiten ihres Körpers, die Stigmen (auch Spirakel) genannt werden und den Sauerstoff durch Röhren im Körper des Schmetterlings transportieren. Jeder Schmetterling hat neun Paare von Stigmen, die entlang des Thorax und des Abdomens verlaufen. Dieses faszinierende System ist auch nicht auf Schmetterlinge beschränkt: Alle Insekten benutzen Stigmen zum Atmen!

Der Saugrüssel wird aufgerollt.

Der Distelfalter hat wie alle Insekten 6 Beine. Allerdings sind die vorderen zwei Beine kürzer und meist nur eingeklappt. Die vorderen Beinpaare werden ausschließlich zum Putzen verwendet. 

Stehen tut der Distelfalter auf den hinteren 4 Beinen. 

Der Distelfalter fliegt im Spätjahr nach Nordafrika. Dort sind die Temperaturen im Winter wärmer. Und Nahrung ist dort ausreichend vorhanden.

Bis 3.000 Höhenmeter.

Der Distelfalter nimmt mit seinen Fühlern Gerüche aus Entfernungen bis 3.000 m wahr.

Der Distelfalter legt seine Eier vor allem auf Brennnessel- und Distelblätter ab.

Die Fressfeinde des Distelfalters sind Ameisen, Spinnen, Schlupfwespen, Mäuse und Vögel.

Der Distelfalter lebt mit 1-2 Monaten relativ kurz.

Die maximale Fluggeschwindigkeit des Distelfalters beträgt 50 km/h.

Damit der Distelfalter fliegen kann, muss er sich aufwärmen. Dazu nimmt der Distelfalter früh morgens ein Sonnenbad.

10 Einzelnachweise

[1] https://www.thoughtco.com
[2] http://www.telfs.com
[3] https://www.tes.com
[4] http://www.learnaboutbutterflies.com
[5] http://mypages.iit.edu
[6] https://kerfdier.nl
[7] https://www.waldzeit.ch
[8] https://royalsocietypublishing.org
[9] https://www.waldzeit.ch
[10] http://www.telfs.com
[11] https://de.wikipedia.org
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlinge
[13] https://www.biologie-seite.de
[14] https://animaldiversity.org
[15] https://www.ncbi.nlm.nih.gov
[16] https://www.youtube.com/watch?v=r9J51aEUf-A
[17] https://www.ncbi.nlm.nih.gov
[18] https://en.wikipedia.org/wiki/Vanessa_cardui; https://de.wikipedia.org/wiki/Distelfalter
[19] https://pure.york.ac.uk
[20] https://youtu.be/A1MGq-SNYpU
[21] https://www.waldzeit.ch
[22] http://schmetterlinge-aufziehen.de
[23] https://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlinge
[24] https://schmetterlinge-kaufen.de

[25] Der Schmetterling: Schauen und Wissen! von Johanna Prinz


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